Landeszentrale für digitale Bildung

Das Internet ist zwar schon 30 Jahre alt, dennoch fehlt es vielen Menschen an Kompetenzen für den Umgang mit diesem. Ebenso für den Umgang mit der digitalen Welt, denn diese beschränkt sich nicht auf das Internet. Smart Home, autonomes Fahren und ganz allgemein die Datenverarbeitung – sei es durch Überwachungskameras im öffentlichen Raum oder für eine Vorauswahl von Bewerberinnen und Bewerbern in der Personalabteilung eines Unternehmens – sind nur wenige Beispiele, bei denen ein grundsätzliches Verständnis der Funktionsweise vonnöten ist. Ganz im Sinne der Kant’schen Aufklärung brauchen wir heute eine digitale Aufklärung, damit Menschen ein Grundverständnis über die Technologien und deren Wirkungsweise haben, die sie benutzen. Aber auch, damit sie die Vorhaben des Gesetzgebers und Neuerungen von Unternehmen besser verstehen und dagegen ggf. vorgehen können – z.B. bei Maßnahmen zur weiteren Überwachung durch Gesichtserkennung oder die Vorratsdatenspeicherung.

Der aufgeklärte Bürger ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Schulische Bildung mit einem zeitgemäßen Bildungsangebot ist dafür unerlässlich. Die Digitalisierung schreitet allerdings mit einem immensen Tempo voran – lebenslanges Lernen muss und wird hier zu einer Selbstverständlichkeit werden. Ebenso haben wir bereits jetzt 21 % der Bundesbürgerinnen und -bürger, die sich als „Digital Abseitsstehende“ sehen und 42 % die sagen, sie halten mit. Es muss unser gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Anspruch sein, dass sich deutlich mehr Bundesbürgerinnen und -bürger als „Digitale Vorreiter“ sehen. Aktuell sind es nur 37 %.
Zu verstehen, was Algorithmen sind und wie sie funktionieren, warum Datenschutz wichtig ist und wie man die eigene Cybersicherheit verbessern kann, ist heute mehr als essentiell. Ebenso zu verstehen, wie und wo Desinformationen verbreitet werden, wieso verschlüsselte Kommunikation wichtig ist und wie sie funktioniert und welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf das eigene Leben hat. Länder wie Schweden und Finnland machen es uns bereits vor und zeigen, wie man die gesamte Bevölkerung – eben auch jene, die längt aus dem klassischen Schulsystem ausgeschieden sind – kontinuierlich weiterbilden kann, um so eine resilientere demokratische Gesellschaft zu ermöglichen. Gefahren aus dem digitalen Raum kann zwar mit kluger Regulierung etwas Einhalt geboten werden, eine freie und demokratische Gesellschaft ist aber angewiesen auf aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger, die Gefahren mit eigenem Verstand erkennen und ebenso Chancen nutzen.

Digital aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger jeden Alters sind nicht nur essentiell für die Demokratie – Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien über 65 teilen fast sieben Mal häufiger Falschmeldungen im Netz als Jüngere – sie sind auch wichtig für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das Einfallstor für Cyberangriffe sind häufig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unachtsam auf Links klicken oder Anhänge von Emails öffnen. Ebenso ist es für uns unabdingbar, dass Menschen verstehen, wozu Künstliche Intelligenz und Algorithmen in der Lage sind. Dabei soll nicht die bedingungslose Akzeptanz neuer Technologien im Vordergrund stehen, sondern das kritische Hinterfragen dieser und damit deren durchdachter und nachhaltiger Einsatz.

Wir Freie Demokraten fordern daher eine Landeszentrale für digitale Bildung, die in Anlehnung an den Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung ein umfassendes Angebot zur außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung bereitstellt und ebenso das schulische Angebot mit Materialien unterstützt. Die Landeszentrale soll sich dabei nicht einseitig auf die Gefahren der Digitalisierung fokussieren, sondern auch die Chancen umfassend beleuchten. Themen hierfür sollten unter anderem Datenschutz, Cybersicherheit, Desinformation, Cybermobbing und Cybergrooming sein, sowie Kurse zum Thema Künstliche Intelligenz.